Die elektronische Patientenakte (ePA) wird als ein Fortschritt im deutschen Gesundheitswesen beworben. Ziel ist es, die Speicherung und den Austausch medizinischer Daten zu digitalisieren und effizienter zu gestalten. Doch gerade bei einem solch sensiblen Thema wie Gesundheitsdaten sind technische Sicherheitsaspekte von zentraler Bedeutung. Hier werfen wir einen kritischen Blick auf die ePA und die damit verbundenen Herausforderungen.
Die Einführung der ePA erfordert eine komplexe technische Infrastruktur, die über verschiedene Ebenen hinweg funktioniert:
Ein zentraler Kritikpunkt der ePA ist die unzureichende Kontrolle über Zugriffsrechte. Obwohl Versicherte theoretisch festlegen können, wer ihre Daten einsehen darf, stellt sich die praktische Umsetzung oft als schwierig dar. Fehler bei der Rechtevergabe könnten dazu führen, dass unbefugte Personen Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten erhalten.
Ein weiteres Problem sind potenzielle Interessenskonflikte: Versicherungen oder Arbeitgeber könnten Druck ausüben, um Zugriff auf bestimmte Informationen zu erhalten – ein Szenario, das erhebliche datenschutzrechtliche Implikationen hat.
Eine häufig geäußerte Behauptung ist, dass die technischen Sicherheitsmaßnahmen der ePA so ausgefeilt seien, dass Hackerangriffe "praktisch unmöglich" wären (Ärzteblatt). Doch diese Aussage wird von IT-Experten kritisch hinterfragt. Selbst die besten Sicherheitsmaßnahmen können keine absolute Sicherheit garantieren, insbesondere wenn menschliches Versagen oder organisatorische Schwächen ins Spiel kommen.
Der CCC argumentiert, dass selbst vermeintlich sichere Systeme durch gezielte Angriffe kompromittiert werden können. Beispiele aus anderen Bereichen der IT, wie der Finanzindustrie oder Cloud-Diensten, zeigen, dass selbst hochsichere Systeme nicht vor Datenlecks gefeit sind.
Die elektronische Patientenakte bietet zweifellos Chancen, die Effizienz und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Doch die technischen Herausforderungen und Sicherheitsrisiken dürfen nicht ignoriert werden. Sensible Gesundheitsdaten erfordern höchste Sicherheitsstandards – Standards, die in der aktuellen Umsetzung der ePA nach Meinung vieler Experten noch nicht erreicht sind.
Die Sicherheit der Gesundheitsdaten sollte nicht zugunsten einer schnellen Digitalisierung geopfert werden. Stattdessen sollten langfristige und nachhaltige Lösungen im Fokus stehen, die den Schutz der Patienteninformationen gewährleisten.