Unterm Brennglas: Im Interview mit unserem Kunden FrameTec GmbH
von Redaktion CSLonz Am 04.03.2024 09:10:47
Wir haben wieder einmal nachgefragt und uns nicht nur die Gründungsgeschichte des jungen Brillenglasfertigers FrameTec GmbH angehört, sondern auch über unternehmerisches Risiko, Schwierigkeiten und Lösungen gesprochen. Was macht die Firmenphilosophie von FrameTec aus und was macht ihre Arbeit so erfolgreich? Und für uns natürlich besonders wichtig: wie sah und sieht es hinter den Kulissen aus? Wie war die junge Firma in Sachen Technologie und insbesondere IT aufgestellt und wann und weshalb holte sie ComputerSysteme Lonz an Bord? Antworten auf all diese Fragen haben wir im Gespräch mit dem Geschäftsführer Stefan Praedicow bekommen.
Firmengründung
Als Autor dieses Artikels bin ich zufälligerweise selbst Brillenträger und - mit einem gewissen Hang zum Ausgefallenen- in puncto Brillengestell und Einglasung nicht nur einmal an die Grenzen des machbaren gestoßen. Wobei machbar hier lediglich bedeutet, dass verschiedene namhafte Optiker mein Vorhaben ablehnten, da sie beispielsweise grundsätzlich keine Gläser in hölzerne Fassungen einsetzen konnten oder wollten.
Gelegentlich gab es die Möglichkeit, die gewünschten Gläser mit Fassung an eine Werkstatt zu schicken, die sich des Projektes annimmt. Solch eine Werkstatt gab es 2016 in Zschopau/Sachsen. Traute sich ein Optiker nicht an einen Auftrag heran und wollte diesen unter der Devise: "das soll lieber ein anderer machen, dann gibt der die Bruchgarantie" abgeben, konnte er ihn nach Zschopau in die Werkstatt schicken.
Diese hatte sich nämlich damals bereits auf Spezialanfertigungen wie zum Beispiel Sportbrillenverglasungen fokussiert.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Zulieferern notwendig war. Wobei die Betonung auf verschiedenen liegt. Denn jeder konnte etwas besonders gut und etwas anderes dafür nicht oder anders gesagt:
"Jeder konnte etwas, aber keiner konnte alles."
Und so bot sich das Bild eines stark fragmentierten und in Teilen deutlich spezialisierten Marktes. Oder wie sich zeigte: gute Voraussetzungen für eine Firmengründung!
Die Idee zur Schaffung einer eigenen Glasfertigung war geboren, sodass 2017 ein weiterer Standort der FrameTec GmbH in Aue/Sachsen entstand.
Ein mutiger Schritt
Am Anfang stand ein kräftiges Investment von ca. 800.000€, welches sich aber "absolut gelohnt hat". Mittlerweile verfügt die Firma über Fertigungsanlagen im Wert von deutlich über einer Million Euro, hat in Aue einen weiteren neuen Firmensitz bezogen und eine Otoplastikproduktion ergänzt.
Stefan Praedicow: "Das erste Jahr war sehr hart, weil auch von der Verkäuferseite der ganzen technischen Ausstattung sehr viel versprochen wurde, was am Ende nicht einzuhalten war. Das heißt, wir mussten nachinvestieren und die Hersteller in die Pflicht nehmen, gewisse Sachen einfach auszutauschen. Und einfach auch die technischen Parameter konnten nicht gehalten werden - und auch von den entsprechenden Quantitäten, um wirtschaftlich arbeiten zu können: da waren wir weit, weit davon entfernt."
Natürlich stand am Anfang ein großer Lernprozess mit vielen Nachtschichten und Dinge, die zweimal, dreimal wiederholt werden mussten bis sie passten. Inzwischen aber, sagt Stefan Praedicow, verfügt FrameTec über einen extrem großen Erfahrungsschatz, ein extrem großes Know-How, "wo wir heute auch merken, dass andere, auch große Hersteller dort nicht ansatzweise mithalten können, weil dort eben sehr viel Standard, sehr viel Masse gefertigt wird."
Diese Hersteller legen ihren Fokus auf die 80% dessen, was der Markt verlangt und die 20% speziellerer Aufträge haben eben einfach Pech gehabt.
Philosophie
"Wir können Standard, wir mögen auch Standard. Das gehört in unsere Mischkalkulation. Wir brauchen einen Mix aus Standard und Spezial. Doch wir sind niemand, der für einen großen Kunden 50-60 Paar Gläser pro Tag produzieren kann. Einen solchen Auftrag müssten wir dankend ablehnen. Wir sind in unserem Volumen da einfach begrenzt und machen unsere Spezialaufträge, wofür wir bekannt sind."
Was zeichnet FrameTec für Optiker aus?
Stefan Praedicow: "Die Erfahrung aus über 20 eigenen Retail-Filialen hat natürlich den Blick geschult für die Anforderungen, die Optiker an uns stellen. Zudem haben wir eine hohe Spezialisierung und Produkt- und Parametervielfalt. Besonders stolz sind wir auf unsere riesige Materialvielfalt. Ich kann in der Freiformtechnik aus jedem Material, jedem Rohling beliebig viele Designvarianten fertigen. Das haben andere Hersteller nicht mal zum Bruchteil. Viele Optiker kennen nicht einmal alle Materialien, die wir verarbeiten- davon ist vieles extrem fortschrittlich. Aber es sind bisher noch Nischenprodukte. Für viele ist das vermeintlich nicht rentabel, man fürchtet den vermeintlichen Beratungsaufwand."
Große Hersteller lassen dieses Feld liegen oder haben es aufgegeben und in dieser Nische verorten wir FrameTec.
Der Vorteil für Optiker, die mit FrameTec zusammenarbeitet, ist das deutlich größere und vielfältigere Angebot an Gläsern. Bei FrameTec bekommt ein Optiker alles, es ist fast nichts unmöglich.
Und wie sieht es im Bereich der Otoplastiken aus?
Auch hier hat FrameTec Erfahrungen aus dem Retailbereich und erkannte die teils sehr langen Wartezeiten in Labors als Problem. Es war nicht ungewöhnlich vier bis fünf Wochen auf eine Plastik zu warten und dann eine teils fragwürdige Qualität zu erhalten, weil teilweise auch im Ausland unter anderen Bedingungen gefertigt wird. Daher war ein ebenso logischer Schritt, auch in diesen Geschäftszweig zu investieren. Hier konnte FrameTec recht schnell rentabel arbeiten und ist gut aufgestellt.
Wir produzieren mit drei Hörgeräteakustikern, darunter eine Meisterin, sodass wir mit dem nötigen technischen Verständnis für die Sache ans Werk gehen und optimale Ergebnisse liefern können.
Es gibt eine nur eine sehr schmale Aufpreisliste, sodass es nahezu ein Festpreissystem gibt. Seit vergangenem Jahr produziert FrameTec auch die aufwendiger herzustellenden Silikonotoplastiken. Auch hier ist die Firma gut ausgelastet und fertigt monatlich ca. 1500 Plastiken bei einer Wartezeit von 3-4 Tagen bei einer sehr guten Qualität.
IT-Betreuung durch ComputerSysteme Lonz seit 2016
Emanuel Lonz: "Ihr hattet ja anfangs einen IT-Administrator, der vermeintlich gute Arbeit gemacht hat und wir haben euch dann relativ schnell aufgezeigt, dass die Arbeit nicht ganz so gut war wie gedacht, vor allem in puncto Sicherheit gab es damals vehemente Probleme. Wir haben dann rasch angefangen, sehr vieles zu verbessern, umzustellen. Woran erinnerst du dich hierbei? Hat euch das in eurer Arbeit eingeschränkt oder konntet ihr problemlos weiterarbeiten in dieser Onboarding-Phase?
Stefan Praedicow: "Also eingeschränkt hat es uns überhaupt nicht. Ungewöhnlich war für uns eine gewisse Anfangsinvestition, wo du sagtest `ich stelle jetzt mal einen Plan auf, wo gewisse regelmäßige Hardware-Erneuerungen eingeplant sind` - da machst du natürlich erstmal dicke Backen, weil wir eigentlich gewöhnt waren, wirklich auf Verschleiß zu arbeiten...erst, wenn die Kiste raucht..."
Emanuel Lonz: (lacht) "dann geht sie noch zwei Wochen!"
Stefan Praedicow: "..dann geht sie noch zwei Wochen und dann drückst du irgendwann den Notruf-Knopf und dann muss es aber schnell gehen!"
"Wir haben eigentlich immer nur re-agiert, was auch zu einem gewissen Unmut an unseren Retail-Standorten führte. Insofern war dein Ansatz erst einmal ungewöhnlich, hat uns aber in keinster Weise beeinträchtigt, da ihr den Großteil der Umsetzung außerhalb unserer Geschäftszeiten durchgeführt habt."
Als FrameTec seinen zweiten Standort in Aue eröffnet hat, war CS Lonz bereits von Anfang an voll involviert. Das ist natürlich ideal, denn so konnte eine gemeinsame Planung von IT-Strukturen erfolgen. Hier haben wir vor allem darauf geachtet, keine doppelten Strukturen mit dem ersten Standort zu schaffen, sondern ein gutes, effizientes Arbeiten zu ermöglichen, was letztlich auch kosteneffizient sein soll. IT-Sicherheit wurde in diesem Prozess großgeschrieben und so gestaltet, dass sie den Arbeitsalltag nicht einschränkt.
Stefan Praedicow: "CS Lonz hat uns feste Ansprechpartner zur Seite gestellt und ist immer erreichbar, es gibt sozusagen keine Nicht-Erreichbarkeiten. Mir fällt ein Fall ein, in dem keine Fernwartung möglich war. Da bist du direkt von einer Tagung aus Nürnberg losgefahren, den ganzen Weg nach Aue. Dort hast du drei Klicks gemacht, es ging alles wieder und du meintest: so, jetzt fahre ich wieder zurück nach Nürnberg. Das ist für mich Support."
Wir bedanken uns für das Interview mit FrameTec.
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